Jazzkonzert im Kloster Hane in Bolanden

Zu Gast bei „Making Blues“ im Kloster Hane in Bolanden am 21.06.2009

 

 

 

 

 

Artikel aus der "Rheinzeitung"

 

Hoffnung und Sehnsucht in mitreisenden Klängen

Bolanden: Ausdrucksstark, virtuos, hochemotional:

 

„Making Blues“ begeistert bei Lions-Benefiz-Konzert im Kloster Hane

(von Marie-Louise Funk)

 

Ausgezeichnet besucht war – trotz minimaler Werbung - das vom Lions Club Donners-bergkreis veranstaltete traditionelle Jazzkonzert am Freitag im Kloster Hane. Der Reinerlös des Bebefizabends fließt laut Organisator Bernhard Haag den Alzeyer und Kiboer „Tafeln“, dem Hospizverein und dem gastgebenden Bolander Heimatverein zu.

 

Mit „Making Blues“ war es den Lions einmal mehr gelungen, Vollblut-Jazzer der Spitzenklasse zu präsentieren- diesmal jenseits von New Orleans und Bläser-Standards im „Mainstream“.

Zunächst im kongenial aufeinander bezogenen Duo, das sich zu Hochform steigerte: Als Großmeister des „klassischen Blues“ wird der quer durch die Republik tourende Allgäuer Gitarrist und Sänger Ignaz Netzer gehandelt, als Virtuose an der Mundharmonika (und über-dies auch beachtlicher Vocalist) trat Albert Koch auf. Und auch wenn der als „Paganini seines Instruments“ vorgestellte gebürtige Kaiserslauterer nicht alle seine – angeblich 283-Bluesharps zum Einsatz brachte: Die Qualität eines musikalischen Hexenmeisters muss man ihm zugestehen. Unglaublich, welches Klangvolumen und welche Bandbreite von Tönen und Ausdrucksmöglichkeiten er aus dem äußerlich unscheinbaren Gerät zauberte – aufschreiend, stöhnend, schluchzend in silbrigen filigranen Phrasierungen und weit ausholenden Improvisationen nur so schwelgend, in powernden Rhythmen stampfend. Und immer hochemotional.

 

Netzer, souveräner Könner an der akustischen Gitarre und – im Widerspruch zu clownesk vorgebrachter Tiefstapelei – ebenfalls respektabler Mundharmonikaspieler, fesselte insbesondere mit seiner kehlig-rauchigen, dunkel gefärbten Stimme. Ihr warmes Vibrato hatte das „gewisse Etwas“, das Bluesfeeling ausmacht. Beide Profis ergänzten einander auch bei der Moderation sympathisch, selbstironisch und unaufgesetzt.

 

Zum Trio mischte die beiden Linda Schmelzer als „starke Frau“ auf: der Hautfarbe nach weiß, aber mit schwarzem, tief schillerndem Timbre. Eine enorme „Bluesröhre“, die über Oktaven nur so jagt, sich samtig-sinnlich einschmeicheln und genauso strahlen, powern, bohren, kratzen und dröhnen kann, rückhaltlos kreischend, pressend unter die Haut gehend. Mit ein Höhepunkt des Programms (und Abstecher in eine Oper, ein weiterer war das Gospellied „Jesus on the mainlight“) war ihre urpersönliche Version des Gershwin Ohrwurms „Summertime“, in den sich nahtlos und ganz zufällig „Altjazzer“ Alois Gerrmann an der zweiten Mundharmonika einreihte.

 

Die melancholisch angerauten Songs, cool und lamentierend angelegt, erzählten zumeist Geschichten von elementaren Hoffnungen und Sehnsüchten, Enttäuschungen: Liebeskummer, Geldknappheit und womöglich beides zusammen, transportiert über die Highways durch die Weite der USA. Da durfte der legendäre „Blind“ (Arthur) Blake aus den 1920-er Jahren nicht fehlen, Wandergitarrist mit notorischem Pech bei Frauen. Oder, als vielfach variierter Klassiker, die Ballade von „Corinna“, oder das lyrisch angehauchte Liebeslied „As the crow flies“ von Tony Joe White, und -im Gegenschnellzug- Johnny Nashs fetziger Hit „Rock me Baby“, furios von Linda Schmelzer gesungen. Eindringlich und nachhaltig wirkte auch Netzers Eigenkomposition „Bessie Smith“.

 

Das Publikum war mit einbezogen, ließ sich mitreißen, der Blues fuhr ins Blut und in die Beine – trotz problematischer Akustik in der hohen, hallenden Klosterkirche, wo die vorderen Reihen Gefahr liefen, übersteuert zu werden und der Klang mit jedem Meter Entfernung von der Bühne breiiger verschwommener wurde. Hane, wieder einmal sehr schön mit Sommer-sträußen geschmückt, hat außergewöhnliches Flair – aber eingeschränkte Eignung zum Konzertsaal. Zumindest der kommunikative Abschluss hatte darunter nicht zu leiden: in der dritten, insbesondere von der Sängerin angeheizten Runde, stand man bis Mitternacht bei Brezeln und Wein zusammen.